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26. September 2018
Schlittenhunderennen in Norwegen – Ein Interview mit Musher Berit Seljestokken

In Norwegen sind Schlittenhunderennen sehr beliebt und die Anzahl der Teilnehmer steigt stetig. In Deutschland wird der Sport immer bekannter, bleibt aber dennoch ein eher ungewöhnliches Hobby. Virbac interviewte Berit Seljestokken, Musher aus Norwegen, und sie erzählt wie alles begann, wie sie ihre Hunde füttert und wie das tägliche Leben im Rudel so abläuft. Eine Fotogalerie finden Sie am Ende der Seite.

Berit Seljestokken
Ist Musher aus Norwegen mit Leib und Seele. Neben ihrer Familie mit 2 kleinen Kindern besitzt sie 10 Alaska Huskys. Seit 12 Jahren ist sie mit dem Schlittenhunde-Virus infiziert und nimmt auch erfolgreich an Rennen teil.

Facebook-Seite:Jorra Husky (@jorrahusky)

Hinter jedem Hobby steckt eine besondere Geschichte. Wie beginnt das Kapitel der Schlittenhunderennen bei dir und wie kamst du dazu?

Für einen neuen Job zog ich 2006 nach Alta. Da ich an diesem Ort niemanden kannte, meldete ich mich bei einem großen touristischen Betrieb mit über 60 Alaska Huskys und fragte an, ob sie jemanden brauchen könnten, der ihnen ein wenig beim Training der Hunde zur Hand geht. Damals wusste ich absolut gar nichts über das Training von Schlittenhunden. Und so nahm das Ganze seinen Lauf… In einem alten Jeep wurden wir von 32 extrem motivierten und etwas verrückten Hunden gezogen, so als ob das Auto leichter wäre als eine Feder. Auf der einen Seite chaotisch aber auf der anderen Seite auch sehr gut organisiert. Diese Erfahrung lehrte mich Respekt und Freude und erweckte in mir die Faszination zu den Schlittenhunden.

So fing alles an und ein paar Jahre später bekam ich meinen ersten Alaska Husky zum Geburtstag. Seitdem bin ich in meinem Leben umgeben von Schlittenhunden und die Rennen sind für mich eine Art Motivation, um das Training korrekt aufzubauen und sicher zu stellen, dass ich und meine Hunde bei allen Wetterbedingungen über eine lange Strecke fahren können.

Für ein Schlittenhunderennen benötigt man mehr als ein oder zwei Hunde, ansonsten kann der Schlitten nicht gezogen werden. Wie viele und was für Hunde hast du im Moment? Züchtest du?

Im Moment habe ich 10 Alaska Huskys. Bei Rennen nehme ich an der Disziplin für 8 Hunde teil. Im Vergleich zu meinen Konkurrenten habe ich ein ziemlich kleines Rudel mit nicht so viel Auswahl für ein 8-Hunde-Rennen. Ich arbeite Vollzeit und bin Mutter von 2 Kindern, sodass 10 Hunde wirklich die Maximum Anzahl an Hunden ist, denen ich mit der Zeit, die mir vom Tag noch bleibt, gerecht werden kann. Der Schlittenhundesport ist mein Part-Time Hobby. Das ist auch der Grund, warum ich nicht züchte. Ich kaufe Welpen oder junge Hunde von professionellen Mushern, die sehr viel mehr vom Züchten verstehen, als ich. Um wirklich zu züchten braucht man viel Erfahrung und Zeit, die ich aktuell nicht aufbringen kann.

Natürlich ist es sehr wichtig, dass junge Hunde langsam an den Schlitten gewöhnt werden. Mit welchem Alter fängst du an sie zu trainieren? Und wie lange dauert das Training pro Tag?

Meiner Ansicht nach sind viele Dinge, die wir im Alltag tun, eine Vorbereitung für den Welpen, um ihn zu einem sicheren und stetigen Begleiter und Schlittenhund zu machen.

Darum habe ich kleine Geschirre, die die Welpen beim Spazieren gehen oder beim Laufen tragen, wenn sie 3-4 Monate alt sind. Sie ziehen nicht, aber das Geschirr soll etwas sehr Positives in ihrem Leben werden. Der nächste Schritt ist dann, die Hunde vor einen Schlitten zu spannen oder sie beim Ski- oder Radfahren mitzunehmen. Dann sind sie ungefähr 7-8 Monate alt. Immer noch nicht zum Training, aber zum Lernen. Ein paar Kilometer pro Tag, nicht um sie zu erschöpfen, sondern nur zum Probieren und um sich an die Situation zu gewöhnen, etwas zu ziehen und mit dem Geschirr verbunden zu sein. Mit rund einem Jahr beginnt dann das richtige Training und das erste Rennen darf mit 18 Monaten gefahren werden.

Das Training für zum Beispiel das Finnmarksløpet Rennen dauert ungefähr 25 Stunden pro Woche mit den intensivsten Trainingszeiten im Dezember und Januar. Das Training kann pro Tag ganz unterschiedlich ausfallen. Zwischen eine oder acht Stunden.

Wie lange dauert es bis ein Hund an seinem ersten Rennen teilnehmen darf? Gibt es ein medizinisches Protokoll, das die Hunde bestehen müssen?

Wie ich schon sagte, 18 Monate ist das Minimumalter, um an einem Rennen teilnehmen zu dürfen. Bei den größeren Rennen gibt es einen Tierarzt-Check vor dem Rennen, den die Hunde bestehen müssen, um an dem Rennen teilnehmen zu dürfen. Hier dreht es sich um die allgemeine Gesundheit des Hundes, zu Beispiel ob der Hund zu dünn oder zu dick ist. Das Herz und die Luftwege werden untersucht, außerdem werden die Zähne angeschaut und der Impfpass einer Prüfung unterzogen. Auch werden die Hunde nach Wunden an Schultern und Gelenken abgesucht.
Es gibt ein medizinisches Protokoll für jeden Hund und dieser wird an verschiedenen Stationen des Rennens regelmäßig untersucht. Auch am Ziel. Wenn es etwas zu beanstanden gibt, darf der Hund nicht am Rennen teilnehmen bzw. dieses nicht fortsetzen. Normalerweise darf man bei einem 8-Hunde-Rennen maximal bis zu 3 Hunde zurück lassen. Diese Hunde dürfen jedoch nicht wieder einsteigen bzw. ersetzt werden, sodass ein Zurücklassen das Team dementsprechend kleiner macht und schwächt.

An welche Art von Rennen nimmst du teil und wo finden sie statt?

Ich nehme an verschiedenen langen Distanz-Rennen im Norden von Norwegen teil. Meine Lebenssituation mit dem Fulltime Job und meinen zwei Kindern lässt es mir leider nicht zu, an anderen Rennen teilzunehmen, die eine weitere Anreise erfordern.

Wie lang sind die Distanzen der einzelnen Rennen und wie lange benötigt man für solch einen Abstand?

Ich nehme an Rennen teil für eine limitierte Anzahl von Hunden. Das heißt maximal 8 Hunde dürfen vor den Schlitten gespannt werden. Die Distanzen können unterschiedlich sein, von eher kurz (100 km) bis hin zu eher lang mit Finnmarksløpet. Dieses Jahr war die Distanz 570 km lang und dauerte 3 Tage (und Nächte).

Was war bis jetzt dein größter Erfolg?

Ich bin keine professionelle Teilnehmerin und ein erster Platz ist bis jetzt ein unerreichbarer Traum. Das Rennen, auf das ich im Moment am meisten stolz bin, ist Finnmarksløpet von 2015. Dies war zugleich die Weltmeisterschaft.

Ich war als Nummer 19 im Ziel (von 79 Startern). Das Rennen in 2015 war sehr extrem mit einer Abbruchquote von über 50 % der anderen Starter, aufgrund von sehr schlechten Wetterverhältnissen und aus gesundheitlichen Gründen.
In dem Jahr hatte ich nur acht Hunde in meinem Rudel, die Minimumanzahl, um an dem 8-Hunde-Rennen teilnehmen zu können. Und wir haben es alle acht bis zur Ziellinie geschafft, als erstes komplettes Team, ohne einen Hund zurück lassen zu müssen. Die Hunde kamen hervorragend mit dem windigen Wetter klar, was mich sehr stolz gemacht hat. Manchmal zählt sich langsam aber sicher halt aus.

Was für Futter gibst du deinen Hunden im Training und bei den Rennen? Hast du ein bestimmtes Fütterungs-Protokoll?

In der Trainingssaison füttere ich meinen Hunden Virbac HPM Baby und rohen Lachs (ungefähr in einem Verhältnis 50/50). Der Grund, warum ich Baby gewählt habe, ist der hohe Gehalt an Fett und Energie. Ein Hund der in einer nördlichen Umgebung lebt, der Tausende Kilometer im Jahr rennt und während des kalten Winters draußen leben will, braucht ein sehr gutes Futter.

Außerdem benötigt man ein Futter, das keine Verdauungsprobleme bereitet. Der Hund braucht einen hohen Fettgehalt, einen hohen Anteil an Proteinen und gut ausbalancierte Nährstoffe.

Im Moment bin ich sehr zufrieden mit der Fütterung meines Rudels. Bei Rennen ist es entscheidend, dass die Hunde vernünftig fressen. Darum bringe ich wenn man so will ein ganzes Buffet für die Hunde mit, sodass ich sicher bin, dass sie genug bekommen. Bei Rennen wird jede zweite Stunde gefüttert, sowohl am Tag als auch nachts und zusätzlich an den verschiedenen Checkpoints eine komplette Mahlzeit, sodass sie auch wirklich genug Energie erhalten. Wenn man so oft füttert, ist es manchmal schwierig den Appetit aufrecht zu halten. Meine erste Wahl ist das tägliche Futter, wenn dies fehlschlägt, dann versuche ich andere Möglichkeiten, wie Fleisch und Fisch.

Was ist für dich das Wichtigste bei einem guten Hundefutter für deine Hunde?

Ich muss sicher sein, dass die Hunde all die Energie und Nährstoffe bekommen, die sie benötigen. Dies brauchen sie, um Muskeln aufzubauen und ihr hohes Aktivitätslevel zu halten. Das Futter muss schmackhaft sein und gut verdaulich. Außerdem ist es natürlich sehr wichtig, dass das Futter eine gute Fell-, Zahn-, Gelenks- und Krallengesundheit fördert.

Viele Musher füttern ihre Hunde mit rohem Fleisch, wie BARF. Was hälst du hiervon, wenn du zum Trockenfutter vergleichst? Gibt es Vorteile oder Nachteile?

Meine Hunde bekommen rohen Lachs, weil ich hierzu den Zugang habe. Lachs hat einen sehr hohen Fettanteil und Energie und ist nicht verarbeitet.

Früher habe ich rohes Fleisch gekauft (sieht mehr aus wie Gekacktes) aber meine Erfahrungen damit waren, dass die Qualität hier sehr unterschiedlich ist. Höchstwahrscheinlich weil das Fleisch aus den Überbleibseln der Schlachthäuser gefertigt wird. Man weiß nie, was es wirklich enthält. Ich kaufe ab und zu immer noch etwas von diesem Fleisch, um den Hunden ein wenig Variation zu bieten in Perioden, die eine hohe Fütterungsanzahl ausmachen. Trockenfutter ist hiergegen einfach zu lagern, enthält ein geringeres Risiko der Kontamination und ist viel einfacher auf Reisen mitzunehmen.

Wenn du in die Zukunft schaust: Was sind deine Ziele für die nächsten 10 Jahre, wenn es um Schlittenhunderennen geht?

Ich versuche mich ständig zu verbessern und analysiere, was schief lief und was wir daraus lernen können. Hoffentlich finde ich das gut gehütete Geheimnis, um in den nächsten 10 Jahren ein Rennen zu gewinnen.

Wir wünschen hierfür nur das Beste!

Mehr zu Berit Seljestokken und ihren Hunden finden Sie auf Facebook unter: https://www.facebook.com/jorrahusky/

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